Kleines Glück (urspr. happy_shopping)
Personen: 2w/ 2m Dauer: 90 Min + BB 1
Inhalt:
Nora und Ilvy arbeiten gemeinsam bei GiGG, einem Textildiscounter und sind quasi Freundinnen. Strenge Arbeitsrichtlinien wie geregelte WC-Auszeiten, Kameraüberwachung u.ä. wissen sie kreativ und mit Spaß zu umgehen. Doch bald kommt Nora in eine Zwickmühle, als der Goldmann sie dazu auffordert, ihre Kollegin auszuspionieren. Im Gegenzug dafür verspricht er ihr, sie zu befördern. Ehrgeiz sticht Freundschaft, zumindest vordergründig. Sprosse um Sprosse erklimmt Nora die fragile Karriereleiter, lässt ihren Freund Leopold fallen und nistet sich schließlich sogar als Lebensgefährtin bei ihrem ehemaligen Goldmann ein. Ilvy und Leopold schmieden in ihrer Enttäuschung Pläne zum Ausstieg in eine Welt jenseits dieses unsäglichen Glückswelt-Molochs und versuchen letzlich sogar Nora auf den Teppich einer menschlichenfreundlicheren Welt zurückzuholen...
Unschlagbar billig und unsagbar menschenverachtend ist das riesige „Glücksland“, in dem wir naiv hoffen, auf der Jagd nach Schnäppchen unser Glück zu finden. Im „Glücksland“ versammeln sich jene Onlineplattformen und Diskonter, bei denen Profitmaximierung zu Lasten des Wohlergehens der Mitarbeiter*innen betrieben wird. Unwürdige Arbeitsbedingungen durch psychischen Druck wie Kontrolle durch Kolleg*innen, Vorgesetzte sowie digitalen Maßnahmen, willkürliche Lohnkürzungen, strikte Arbeitsvorgaben minimaler und geisttötender Arbeitsschritte unterwandern die Würde der hier Arbeitenden – nur wenige genießen das Privileg des Angestelltenstatus. Eine gesetzliche Interessensvertretung wird in diesen Betrieben immer noch mit unerlaubten Druckmitteln unterbunden.
Dramatisches Ziel:
Damit Geiz geil bleibt und die Gier nach allem was nach Schnäppchen aussieht aufrecht, sind raffgierige Bosse sowohl einfallsreich als auch skrupellos, was die Mittel zum Zweck betrifft. Kameras, Pestizide, verhörähnliche Mitarbeiter*innengespräche und fast kostenfreie, dafür verfallsreife Verkaufs- und Lagerhallen bilden die Basis. Wer nicht mitmacht, wird schnell ersetzt und steht auf der Straße. Soweit die Realität, in der Menschen aber immer noch Menschen bleiben – mit allen Wünschen, Vorlieben und Sehnsüchten – mit ihren guten aber durchaus auch miserablen Eigenschaften. Am Ende geht es allerdings immer um die Würde, die jeder für sich selbst aufrechterhalten muss/will, egal in welchem Umfeld. Ein Blick durchs dramatische Mikroskop... und eine blasse Fantasie der kleinen Schritte aus dem Dilemma.
Erstpräsentation im Wiener Lesetheater am 11. Oktober 2017 (unter dem Titel happy_shopping)